Wie sieht Verfolgung in Eritrea aus?
Die Christen in Eritrea leiden nach wie vor unter extremer Verfolgung, was das Land zu einem der Orte auf der Welt macht, wo es am schwierigsten ist, Jesus nachzufolgen.
Seit 20 Jahren erkennt Eritrea nur drei christliche Konfessionen offiziell an: die orthodoxe Kirche, die katholische Kirche und die lutheranische Kirche. Die Gemeinden dieser Kirchen werden streng überwacht. Im Laufe der Jahre haben die Sicherheitskräfte der Regierung Hunderte von Hausdurchsuchungen durchgeführt, um Christen anderer Glaubensrichtungen festzunehmen. Man schätzt, dass 1000 Christen unbefristet in eritreischen Gefängnissen festgehalten werden, ohne dass ihnen offiziell etwas zur Last gelegt wird. Einzelne Leiter dieser »inoffiziellen« Kirchen sind seit fast zwanzig Jahren unter schrecklichen Bedingungen inhaftiert, teilweise in winzigen Zellen und Einzelhaft.
Die Gläubigen dieser Kirchen werden von den Behörden fortwährend stigmatisiert und die Bevölkerung ermutigt dazu, andere zu bespitzeln und zu melden. Diejenigen, die aus einem muslimischen Hintergrund heraus Christen geworden sind oder die eritreisch-orthodoxe Kirche zugunsten einer nicht-traditionellen Kirche verlassen haben, sind einem extremen Druck und der Verfolgung durch ihre eigenen Familien und der lokalen Gemeinschaft ausgesetzt.
Christliche Männer, Frauen und Kinder ab dem Alter von 14 Jahren werden zu den Streitkräften eingezogen, um im Konflikt um Tigray zu kämpfen. Es gibt keine zeitliche Begrenzung des Militärdienstes und Eritrea kennt keine Militardienstverweigerung aus Gewissensgründen. Tatsächlich werden christliche Gefangene oft zum Militärdienst »entlassen« anstatt nach Hause.
Das sehr hohe Maß an staatlich geförderter Verfolgung und Gewalt an Christen zwingt viele zur Flucht aus dem Land. Trotzdem wächst die Kirche Jesu, da die Christen extremen Mut und Freude zeigen und für ihren Glauben das Risiko einer Verhaftung in Kauf nehmen.
Wer ist von Verfolgung am stärksten betroffen?
In ganz Eritrea sind Christen ständig staatlich geförderter Verfolgung ausgesetzt. Konvertiten vom Islam und orthodoxe Christen, die ihre Konfession wechseln, sehen sich von allen Seiten der stärksten Unterdrückung ausgesetzt, weil sich oft auch ihre Familien und lokalen Gemeinschaften gegen sie wenden.
Treffen Sie Pastor Gideon
Selbst wenn wir leiden, freuen wir uns. Unser Glück beruht nicht auf dem, was wir haben oder nicht haben. Wenn die Menschen das sehen, nehmen sie Jesus an.
Pastor Gideon war wegen seines Glaubens sechseinhalb Jahre lang inhaftiert (März 2022)
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Die Gewalt an Christen hat im vergangenen Jahr etwas zugenommen. Es gibt keine Lebensbereiche, in dem der Druck auf Christen nicht extrem hoch ist. Am höchsten ist er im kirchlichen und öffentlichen Leben – wo in erster Linie die Regierungspolitik für den Druck verantwortlich ist. Die Wiedereingliederung Eritreas in die internationale Gemeinschaft nach der Aufhebung der UN-Sanktionen brachte weder den Christen noch der Allgemeinheit einen Fortschritt bezüglich Freiheit. Die Situation in Eritrea bleibt für viele unerträglich. Wie in den vergangenen Jahren führten die Sicherheitskräfte der Regierung zahlreiche Razzien durch, Hunderte von Christen kamen ins Gefängnis. Wer freigelassen wird, ist oft nur vorübergehend auf freiem Fuß oder um der internationalen Berichterstattung willen. Nach ihrer Entlassung ist die betroffene Person aufgefordert, ihre Religion zu verleugnen und muss sich wöchentlich oder monatlich bei der örtlichen Polizei melden. Kommt sie dem nicht nach, führt das zu einer weiteren Verhaftung. Viele sind seit über zehn Jahren inhaftiert und schmachten unter harten Bedingungen im Gefängnis.
In den vergangenen zwölf Monaten kam es zu zahlreichen Gewaltvorfällen. Tausende von Männern, Frauen und Kindern im Alter ab 14 Jahren wurden Berichten zufolge festgenommen und an die Front in Tigray geschickt. Um den Jahreswechsel 2021/2022 wurden 25 junge Gläubige in Barentu und Asmara festgenommen. Eine Gruppe von 13 Christen wurde ebenfalls in Asmara verhaftet, als sie das Weihnachtsfest feierten. Im Juni 2022 wurden über 150 Christen festgenommen, als sie im Viertel Godaif von Asmara beteten. Nach den Behörden war die Anzahl Menschen für eine einzige Hausversammlung zu groß – »Wir unterstützen ihr Vorgehen nicht«, hieß es. Im März 2022 verhaftete die eritreische Polizei während einer Gebetsversammlung einer Pfingstgemeinde 29 Christen und durchsuchte in Asmara ihre Häuser. Im September 2022 drangen eritreische Sicherheitskräfte in Akrur Medhanealem (eine katholische Pfarrgemeinde) ein und verhafteten mehrere junge Menschen, die in der Kirche beteten. Die Sicherheitskräfte verhafteten bei dieser Razzia die Diakone, die Pfarrer und die Chormitglieder, obwohl die katholische Kirche zu den »akzeptierten« christlichen Konfessionen in Eritrea zählt.
Wie lauten die jüngsten Beispiele von Verfolgung?
- 16. März 2022 – Bei einer Razzia im Haus eines Christen in Asmara verhafteten die Beamten 29 evangelikale Pfingstchristen, die sich zum Gebet versammelt hatten. Sie wurden in das Gefängnis Mai Sirwa außerhalb von Asmara gebracht.
- 5. September 2022 – In Segeneiti, in der Region Debub, stürmten Sicherheitskräfte die katholische Kirche von Akrur Medhanealem und nahmen mehrere Jugendliche fest, die beteten. Sie verhafteten auch die Priester, Diakone und Chormitglieder.
Wie hilft Open Doors den Christen in Eritrea?
Open Doors arbeitet in Eritrea mit lokalen kirchlichen Partnern zusammen und bietet sozio-ökonomische Projekte, Jüngerschaftsprogramme und Seminare für Überlebensstrategien bei Verfolgung an.