Am Sonntag, dem 22. Juni, drang ein Selbstmordattentäter während der Abendmesse in die Mar-Elias-Kirche in Dweil’a ein. Er begann zu schießen, dann zündete er den Sprengstoffgürtel, den er trug, und tötete sich selbst und zahlreiche weitere Menschen in der Kirche.
»Was geschehen ist, trifft uns alle zutiefst«, sagt Mourad*, der für die Arbeit der Partner von Open Doors in Syrien verantwortlich ist. »Das ist das Letzte, was die Christen und wir uns jemals erhofft hatten. Unschuldige Menschen, die am Sonntag den Gottesdienst besuchten und höchstwahrscheinlich für ihr Land und ihre persönliche Situation beteten, mussten den Tod ihrer Angehörigen miterleben.«
Seiner Meinung nach »ist der Druck der Islamisierung in Syrien allgegenwärtig. Dieser Vorfall wird dazu führen, dass Christen und Kirchenleiter in ständiger Angst vor einem neuen Angriff leben.«
Dweil’a, wo sich die Mar-Elias-Kirche befindet, ist ein bescheidenes Viertel. Dort stehen zwei Kirchen nebeneinander: die griechisch-orthodoxe Kirche St. Elias und die katholische St. Joseph-Kirche. Zum Zeitpunkt des Angriffs hielt Pater Baselios gerade nebenan die Messe. »Ich hielt gerade die Predigt, als die Schüsse fielen. Dann waren Schreie zu hören. Alle warfen sich instinktiv zu Boden. Die Angst war unbeschreiblich. Wir standen alle unter Schock, gelähmt vor Angst.«
Und er fügt hinzu: »Der Moment, in dem ich mich wirklich machtlos fühlte, war, als eines der Kinder, die ihre Familie verloren hatten, auf mich zustürmte und sagte: ›Versteck mich, mein Pater, ich will nicht sterben.‹«
Eine junge Christin aus Damaskus erklärt: »Ich habe jede Hoffnung verloren, dass wir hier noch ein Leben haben können. Am Sonntag habe ich die Schüsse und die Explosion gehört«, fügt sie hinzu, noch immer erschüttert von den Ereignissen, die sich unweit ihres Zuhauses zugetragen haben.
»Das ist erst der Anfang vom Ende«, sagt eine andere etwa 30-jährige Christin. »Nichts kann die Angst beschreiben, die wir am Sonntag empfunden haben, die Trauer über den Verlust von Menschen, die wir kannten. Unschuldige Menschen, die nur getötet wurden, weil sie einen anderen Glauben hatten, einfach, weil sie Jesus liebten.«
Nach Angaben der syrischen Behörden, die den Anschlag scharf verurteilten, wurde der Selbstmordanschlag von einer Person verübt, die der Terrororganisation IS (Islamischer Staat) angehört. Es handelt sich um den ersten groß angelegten Terroranschlag gegen Christen seit dem Sturz des Assad-Regimes Anfang Dezember 2024. Keine Gruppe hat sich zu dem Anschlag bekannt.
Seit dem Sturz des Regimes gab es in Syrien zwei Wellen von Angriffen auf Minderheiten. Anfang März wurden im Westen Syriens, einer überwiegend alawitischen Region, Hunderte von Alawiten bei einer Welle der Gewalt getötet. Ende April wurden im Süden des Landes Drusen angegriffen, wobei mehr als hundert Menschen ums Leben kamen. Die syrische Bevölkerung zweifelt an der Fähigkeit der Regierung, die verschiedenen extremistischen Gruppen im Land zu kontrollieren.
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