Besinnung Pakistan | 26 September 2023

Pakistan: Christen in Jaranwala noch immer unter Schock

 

 
Show: true / Country: Pakistan / Pakistan
Einen Monat nach den Angriffen, bei denen Kirchen und Wohnhäuser von Christen in Jaranwala (Pakistan) verwüstet wurden, sind die Berichte der traumatisierten Überlebenden erschütternd.
Am 16. August griff ein Mob von mehreren tausend Extremisten das christliche Viertel der Stadt Jaranwala (Pakistan) an und zerstörte mit Säure und Feuer rund 20 Kirchen und Dutzende Wohnhäuser. Die Polizei verhaftete 160 Personen, die an dem Angriff beteiligt waren, und der Staat zahlte zwei Millionen Rupien (EUR 6.500) an die Opfer, zu denen etwa 100 Familien gehörten. Ihr materieller, psychologischer und geistlicher Wiederaufbau wird jedoch langwierig und schwierig sein, da das Trauma so tief sitzt.
Kriegsszenen
Partner von Open Doors haben sich vor Ort begeben, um mit Überlebenden zu sprechen. Sie schildern Szenen wie aus dem Krieg. Rehana Bibi* berichtet: »Einige sind mit dem Auto, Motorrad oder Bus aus der Stadt geflohen. Aber die meisten von uns flohen in die Zuckerrohrfelder. Es war dunkel und gefährlich, aber es war der einzige Ort, der uns blieb. Und wir hatten keine Hoffnung, nach Hause zurückzukehren, da Flammen in die Luft stiegen, so dass man über unseren Köpfen nichts mehr sehen konnte. Wir sahen zu, saßen verzweifelt da und versuchten, unsere Babys mit unseren eigenen Körpern zu schützen.« Rahid, der auf diesen Plantagen arbeitet, sagt:
 

»Es war unglaublich traumatisierend. Sie (die Extremisten) bedrohen alles, sogar unsere Würde.«

Blasphemie-Vorwürfe

Der Auslöser für die Zerstörungswut der Menge war eine Anklage gegen zwei Christen, die zwei Seiten aus einem Koran herausgerissen haben sollen. Die Menge geriet daraufhin in Aufruhr, wobei vier Wellen des Ansturms aufeinander folgten: »Eine erste Gruppe von Männern rannte los, um die Türen einzuschlagen, gefolgt von einer zweiten, die alles mit Säure bespritzte. Eine dritte Gruppe kam, um alles mitzunehmen, was noch verkauft werden konnte, und eine vierte Gruppe kam, um alles zu holen, was noch übrig war«, berichtet ein Augenzeuge. Er präzisiert:

»Diese schreckliche Tat hatte das Ziel, unter allen Christen in Jaranwala und Pakistan Angst und Schrecken zu verbreiten.«

In dieser Stadt mit 120.000 Einwohnern gibt es nur 5.000 Christen. Heute sind die Kirchen dort zerstört, die Kreuze in Stücke zerschlagen und ein Friedhof geschändet. Zahlreiche Bibeln, die übereinander gestapelt wurden, wurden verbrannt. Das Ganze bildete ein Feuer, das noch dreißig Stunden nach dem Anzünden weiter brannte. 

Inmitten dieser trostlosen Szenerie steht Serena, eine einheimische Christin, und drückt ein Stück Kreuz an ihr Herz: »Sie kennen unser Geheimnis nicht. Das Kreuz ist hier«, sagt sie und zeigt auf ihre Brust.

Verzweifelte Gesichter und Blicke

Das Unglaublichste ist, dass die Christen bereits am Sonntag nach dem Angriff inmitten der Trümmer standen. Sie waren wieder zusammengekommen, um ihren Gottesdienst zu feiern und ihren Gott anzubeten. Tatsächlich strömten viele Gläubige aus dem Rest des Landes zur Unterstützung herbei, wie zum Beispiel Pastor Faryad*. Er beschreibt verzweifelte Gesichter und Blicke, die geprägt sind von »der Verwirrung und dem Schrecken derer, die gerade die schlimmsten Ereignisse ihres Lebens durchlebt haben«. Ein anderer Christ, der an diesem Tag anwesend war, sagte: »Der Schmerz des Angriffs erfüllte ihre Blicke, ihre Lieder und ihre Tränen, als sie sangen und den Schmerz über das, was sie gerade erlebt hatten, zum Ausdruck brachten.«

Die Partner von Open Doors vor Ort sind besorgt über das posttraumatische Stresssyndrom, das sich in den kommenden Monaten ausbreiten könnte: »Angst, Depression, Panik, Hunger, Krankheit und der Konsum von illegalen Substanzen« sind Symptome dafür. Sie fordern uns auf, dafür zu beten, dass das Kreuz in den Herzen der Christen in Jaranwala diesen die nötige Widerstandsfähigkeit verleiht.

* Namen geändert


 

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