Nachrichten Indien | 28 April 2025

Indien: Wann kehrt Frieden in Manipur ein?

 

 
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Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Gewalt, die den Nordosten Indiens in Brand setzte, ist der Bundesstaat Manipur immer noch gezeichnet und gespalten. Die Vertriebenen sind noch immer verstreut und die Hoffnung der Familien auf eine Rückkehr in ihre Dörfer und Häuser ist ungewiss.

Der Bundesstaat, der einst wegen seiner natürlichen Schönheit und seines kulturellen Erbes als »Juwel Indiens« galt, ist nach wie vor gezeichnet von der Gewalt, die am 3. Mai 2023 zwischen dem Stamm der Kuki und der Mehrheitsgemeinschaft der Meitei ausgebrochen war und zu Tausenden Vertriebenen, Hunderten Toten, zerstörten Dörfern und Häusern sowie Hunderten geplünderten und niedergebrannten Kirchen geführt hat.

Berichte von Vertriebenen

Lalboi*, ein vertriebener Christ vom Stamm der Kuki, berichtet: »Der 3. Mai 2023 ist vorbei, aber er hat unsere Herzen nie verlassen. Es ist immer noch die längste Nacht unseres Lebens. Ich habe miterlebt, wie Schüsse fielen, Gasflaschen explodierten und der Rauch in den Himmel stieg. Während wir uns in unseren Häusern versteckten, war alles dunkel und still.«

Eine junge Christin, Neinu*, die aus einem hügeligen Gebiet stammte, musste mit ihrer Familie in einen Nachbarstaat fliehen. Neinu berichtet: »Seit fast zwei Jahren habe ich unser gemütliches Haus nicht mehr gesehen oder darin gelacht. Würde ich in meinem Bett liegen und nichts von dem Lärm draußen mitbekommen? Oder würde ich die Hausarbeit erledigen und mit meiner Familie in unserem Esszimmer eine warme Mahlzeit genießen? Mir kommen unzählige Möglichkeiten in den Sinn.« Sie fährt fort: »Ich versuche, nicht daran zu denken, aber es kommt oft vor, dass ich mich in Gedanken verliere, was hätte sein können.«

Neinu und ihre Familie wurden mit Hilfe der Sicherheitskräfte in ein Lager für Binnenvertriebene gebracht, bevor sie in einen anderen Bundesstaat weiterzogen, um dort Sicherheit und eine neue Existenzgrundlage zu finden.

Verfolgung zwischen den Gemeinschaften

Der Hass zwischen den Meitei und den Kuki nahm zu, als nach den Gewaltausbrüchen das Internet allgemein zugänglich wurde. In sozialen Netzwerken verbreiten Menschen, die man zuvor als Freunde betrachtet hatte, hasserfüllte Inhalte. Die online verbreiteten Geschichten waren für diese bereits angegriffenen Menschen belastend. Die sozialen Medien sind zu einem Schlachtfeld geworden, das voll von Falschmeldungen ist, die auf allen Plattformen kursieren.

Inmitten von Hass und wachsender Feindschaft gibt es jedoch unzählige Berichte von Familien aus beiden Lagern, die sich gegenseitig mit Medikamenten, Unterkünften und Lebensmitteln versorgen. Sie beten und hoffen auf eine Zukunft, in der sie in Einheit leben können, so wie sie es vor dem 3. Mai 2023 getan haben.

Viele, wie Lalboi und Neinu, wollen glauben, dass das alles nur ein böser Traum ist. Können sie eine Lektion in Sachen Frieden für zukünftige Generationen daraus gewinnen?

Hoffnung, die anhält

Neinu bezeugt: »Als ich über meine Erfahrungen sprach, erinnerte ich mich an den Bibelvers aus Römer 8,28: ›Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.‹ Das erinnert mich daran, dass Gott im Hintergrund immer zu unserem Besten und für ein größeres Ziel arbeitet.«

Lalboi fügt hinzu: »Die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert wurden, erinnern uns daran, dass sein Ruf einen Sinn hat, der vielleicht nicht der Welt oder unserer Vorstellung von ihr entspricht, aber dass wir in Gottes Augen wertvoll sind, und das allein gibt uns Kraft.

Bei uns gibt es eine Tafel, auf der steht: ‹Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir Großes und Unfassbares mitteilen, das du nicht kennst!› Jeremia 33,3. Das ist es, was unsere Familie geleitet hat.« 

Herausforderungen beim Wiederaufbau und dem täglichen Überleben

Für die Stammesgemeinschaft (die Kuki) ist ein großes Problem, dass sie keinen Zugang zum einzigen Flughafen in Manipur haben, was es für diejenigen, die für eine medizinische Behandlung, ein Studium oder aus anderen Gründen aus dem Bundesstaat reisen müssen, schwieriger macht. Viele Menschen mit chronischen Krankheiten und ältere Menschen haben in den Bergen keinen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung. Studierende legen nun weite Strecken zurück, um ihre Prüfungen in den Nachbarstaaten abzulegen, und viele Menschen in prekärer finanzieller Situation haben ihren Traum, im öffentlichen Sektor zu arbeiten, aufgegeben. Auf politischer Ebene blieben die Forderung des Stammes nach einer getrennten Verwaltung und die durch politische Vorteile motivierte Forderung der Mehrheitsgemeinschaft (der Meitei) nach einem Status als gelisteter Stamm unverändert.

Der Chief Minister von Manipur, Biren Singh, war heftiger Kritik ausgesetzt. Unter dem wachsenden Druck trat er in der ersten Februarwoche 2025 zurück. Nach seinem Rücktritt verhängte die Zentralregierung am 18. Februar 2025 gemäß Artikel 356 der Verfassung die Präsidialgewalt über Manipur. Artikel 356 ermöglicht es dem indischen Präsidenten, einzugreifen, wenn die Regierung eines Bundesstaates die Anweisungen der Unionsregierung nicht befolgt, und erklärt damit, dass der Bundesstaat nicht mehr im Einklang mit den Bestimmungen der Verfassung funktionieren kann.

Für viele Christen in Manipur hat sich das Leben drastisch verändert. »In der einen Minute lebt man noch normal in seinem Umfeld, in der nächsten verändert sich alles und verschlechtert sich zunehmend.«

Und doch bringt jeder Tag neue Kämpfe – und kleine Durchbrüche. Wie die Bibel sagt: »Wenn man am Abend auch weint, am Morgen ist die Freude wieder da.«


*Namen wurden aus Sicherheitsgründen geändert.

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