Nachrichten Indien | 29 Juni 2020

Indien: Christen von öffentlicher Hilfe ausgeschlossen

Die Covid-19-Krise in Indien macht die Diskriminierung von Christen in diesem Land noch deutlicher.

 

 
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Die Covid-19-Krise in Indien macht die Diskriminierung von Christen in diesem Land noch deutlicher.

In normalen Zeiten werden indische Christen beim Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Nahrung und Wasser oft diskriminiert. Mitten in der Covid-19-Pandemie haben wir zwei unserer Partner vor Ort gefragt, ob die Christen von den staatlichen Hilfsmaßnahmen profitieren. Zu ihrer Sicherheit bleiben sie anonym.

Wie ist die Verteilung der von der Regierung während der Covid-19-Krise zur Verfügung gestellten Hilfe organisiert?

Es sind die Regierung und akkreditierte NGOs, die die Hilfe leisten. Den Ärmsten wird Geld und Arbeit gegeben. Aber man muss registriert sein, um diese Hilfe zu erhalten, was bedeutet, dass mehr als 300 Millionen Menschen keinen Zugang zu dieser Unterstützung haben. Die einzige Hilfe, die sie erhalten, ist die, die am Straßenrand an die vielen Menschen verteilt wird, die, weil sie keine öffentlichen Verkehrsmittel haben, zu Fuß nach Hause gehen, um ihre Felder zu bestellen, weil die Erntesaison begonnen hat.

Stimmt es, dass Christen von der staatlichen Hilfe ausgeschlossen sind?

Ja, das ist wahr. Stellen Sie sich vor, Sie sind Christ und leben in einem Hindu-Dorf. Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Lebensmittel im Lebensmittelgeschäft des Dorfes zu kaufen oder Wasser aus dem Gemeinschaftsbrunnen zu beziehen. Entweder helfen Ihnen andere Christen, oder Sie gehen in einem anderen Dorf einkaufen, das für Christen offener ist. Aber durch Corona haben Sie kein Einkommen mehr, und die Hilfe wird von den Dorfbehörden verteilt, die sie Ihnen verweigern.

Warum gehen die Christen nicht zur Polizei, um sich zu beschweren?

Wenn Sie Christ sind, besteht die Möglichkeit, dass die Polizei nicht auf Sie hört oder dass sich die Situation gegen Sie wendet. Sie werden gefragt werden: »Versuchen Sie, Hindus zu bekehren? Bieten Sie den Hindus Geld an, um sie zu Ihrer Religion zu bekehren?« Oder man kann Ihnen einfach sagen, dass Sie Ihren Glauben aufgeben müssen, um akzeptiert zu werden.

Haben Sie Beispiele von Christen, denen Hilfe verweigert wurde?

Ja, wir haben viele. Zum Beispiel eine Bauernfamilie, die kein Einkommen mehr hatte, profitierte nicht von der Hilfe, die von den Dorfämtern verteilt wurde. Die Behörden sagten, dass sie als Christen sicher Hilfe aus dem Ausland erhalten würden. Die gleiche Situation erleben wir in einem anderen Dorf, wo einer unserer Partner glücklicherweise noch in der Lage war, die Betroffenen mit Lebensmitteln zu versorgen. Anderswo wurde einem Christen Hilfe vorenthalten, der nicht laufen kann und der Vater von sechs Kindern ist. Trotz seines Handicaps brachte ihm kein Dorfbewohner Essen. Diese Familie ist seit seiner Bekehrung verfolgt worden. Die Liste der Christen, denen aufgrund ihres Glaubens Unterstützung vorenthalten wird, ist lang, und für viele besteht ihre einzige Hoffnung darin, dass ihnen von anderen Christen geholfen wird.

Wie steht es über diese Diskriminierung hinaus mit der »üblichen« Verfolgung? Gehen die Schläge und Belästigungen weiter?

Leider ja. Wir haben soeben eine Botschaft von einer Gruppe von Christen erhalten, die aus ihren Häusern vertrieben wurden und deren Häuser zerstört wurden. Sie bauten neue Gebäude auf einem Stück Land auf, das einem von ihnen gehörte. Aber wieder kamen fundamentalistische Hindus und zerstörten alles. Die Christen wurden ebenfalls schwer verletzt. Wir hoffen, dass wir die Betroffenen schnell erreichen können. Infolge der Pandemiemaßnahmen verbreiten sich die Nachrichten weniger schnell, aber nach den uns vorliegenden Informationen gibt es mehr Verfolgungsfälle als vor der Pandemie.

Ist es nicht gefährlich, von Dorf zu Dorf zu gehen, um ihnen zu helfen? Sind Sie nicht in Gefahr, das Virus zu übertragen?

Es gibt immer ein Risiko, aber wir versuchen, es zu minimieren. Alle unsere Partner sind gut ausgebildet und kennen die Hygieneanforderungen.

Können Sie den Menschen, denen Sie helfen, auch Gesundheits- und Hygieneempfehlungen geben?

Ja, aber es ist kompliziert. Soziale Distanzierung ist in Indien schwer durchzusetzen. Oft wohnen zehn oder mehr Personen in einem Raum, mehrere Haushalte benutzen die gleiche Toilette, Kinder haben keine Wechselkleidung. Es ist schwierig, ihnen zu erklären, dass sie eine Schutzmaske tragen müssen. Auch können es sich viele nicht leisten, zu duschen. Und Seife ist für viele von ihnen immer noch ein Luxusgut. Die Befolgung von Hygieneempfehlungen ist in Indien kompliziert.

Sie helfen ausschließlich Christen?

Wir helfen hauptsächlich verfolgten Christen, vor allem denen, die von staatlicher Hilfe ausgeschlossen sind, aber wir haben auch Nicht-Christen geholfen, die sich an uns gewandt haben.

Indien hat die »Aarogyade Setu« eingerichtet, ein Instrument, um Covid-19-Infizierte zu entdecken. Was halten die Inder von dieser Maßnahme?

Die meisten Menschen sind eher dafür, obwohl einige über die Auswirkungen auf das Recht von Privatsphäre besorgt sind. Diese Anwendung hat das Potential, ein Mittel zur Überwachung von Personen zu werden, außerdem ist sie obligatorisch. Wenn Sie die App nicht auf Ihrem Telefon installiert haben, können Sie nicht zur Arbeit gehen und Sie dürfen nicht einmal Ihr Haus verlassen. Das kann für Christen gefährlich sein. Wenn Sie sich heimlich versammeln, um zu beten, kann die App benutzt werden, um herauszufinden, wer dort war. Hoffentlich wird das nicht missbraucht.

Haben Sie Berichte von Christen erhalten, die Gottes Hilfe gespürt haben, als sie in Not waren?

Ja, wir erhielten ein bewegendes Zeugnis von einer Familie, die nichts mehr hatte. Sie dachten, ihnen bliebe nichts anderes übrig, als zu sterben, als einer unserer Partner vor Ort mit einem Korb voll Essen an ihrer Tür klingelte. Sie haben wirklich gesehen, wie Gott in ihrem Leben gehandelt hat.

Indien ist je nach dem Ernst der Lage in Zonen eingeteilt. In den bevölkerungsreichsten Städten kann man weder ausgehen noch sich fortbewegen, aber in anderen Gebieten gibt es weniger Einschränkungen und wir konnten die Christen, die es am meisten brauchten, erreichen und ihnen helfen. Mit Gottes Gnade, Ihren Gebeten und Ihren Gaben können wir den bedürftigsten Christen angesichts dieser Gesundheitskrise helfen.


 

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