Wie sieht Verfolgung in Nigeria aus?
Das mit Härte verfolgte Ziel, die Gesellschaft zu islamisieren, bringt die Christen in Nigeria, speziell im Norden, unter Druck. Leider dehnen sich diese Bemühungen zur Zwangsislamisierung allmählich nach Süden aus.
Seitdem sich die nördlichen Bundesstaaten 1999 zur Scharia (islamisches Recht) verpflichtet haben, hat die Islamisierung mit gewaltlosen wie gewaltsamen Mitteln an Dynamik gewonnen. Seit 2015 nehmen die Angriffe militanter islamischer Gruppen stetig zu. Die Regierung schafft es nicht, die Zunahme der Gewalt zu verhindern, von der alle Nigerianer, speziell jedoch Christen betroffen sind.
Am weitesten verbreitet ist die Gewalt in Norden des Landes, wo militante Gruppen wie Boko Haram, ISWAP (eine dem IS angeschlossene Gruppierung) und Fulani morden, Menschen verletzten, entführen und sexuell missbrauchen. Christen werden von ihrem Land vertrieben und verlieren so die Grundlage für ihren Lebensunterhalt. Viele leben nun als Binnenflüchtlinge und Vertriebene.
In den Scharia-Bundesstaaten im Norden werden Christen diskriminiert und gelten als Bürger zweiter Klasse. Christen mit muslimischem Hintergrund werden zusätzlich von ihren eigenen Familien abgelehnt, unter Druck gesetzt, das Christentum aufzugeben, und sind häufig mit physischer Gewalt konfrontiert.
Wer ist von Verfolgung am stärksten betroffen?
Die Verfolgung ist im Norden des Landes am größten, sowohl bezüglich Stärke wie Ausmaß. Boko Haram, ISWAP und Fulani-Milizen verfolgen zunehmend Christen und Muslime, die sich nicht ihren Forderungen beugen und mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Die Überfälle auf christliche Gemeinden und andere Formen der Gewalt führen dazu, dass eine große Anzahl von Christen (und andere Nigerianer) gezwungen ist, in Lagern für Binnenvertriebene zu leben. In diesen Lagern sind Frauen und Kinder besonders gefährdet. Kinder leiden unter gesundheitlichen Problemen, Frauen und Mädchen sind den Machenschaften bezüglich Menschenhandel schutzlos ausgeliefert.
Christen mit einem muslimischen Hintergrund werden zusätzlich von ihren eigenen Familien abgelehnt und unter Druck gesetzt, das Christentum wieder aufzugeben, was häufig mit körperlicher Gewalt verbunden ist.
Doch Gewalt und Landraub beschränken sich nicht nur auf den Norden. Militante Fulani haben diese Praktiken in die südlichen Regionen getragen, wo Gemeinschaften, Dörfer und ganze Ortschaften überfallen werden. Die Überfälle im Süden laufen jedoch anders ab: Die Menschen werden nicht aus ihren Dörfern vertrieben, sondern stellen einfach fest, dass ihr Ackerland und ihre Wälder von militanten Fulani und Schua-Arabern in Besitz genommen wurden.
Treffen Sie Agnes
Wir arbeiteten auf den Feldern unserer Farm, als bewaffnete Männer auf uns zukamen. Sie entführten drei von uns. Später töteten sie meine beiden Freundinnen. Ich bin die Einzige, die noch lebt.
Agnes, eine Überlebende der Entführung durch Boko Haram (Februar 2022)
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Gewaltsame Übergriffe sind nach wie vor die größte und am weitesten verbreitete Bedrohung in Nigeria, wobei sie sich inzwischen auch auf den Süden ausgebreitet hat. Christen werden wahllos und brutal angegriffen. Militante Fulani und Banditen haben sich in den Wäldern des Südens niedergelassen und erschweren den christlichen Bauern zunehmend den Zugang zu ihren Feldern. Die Kämpfer stellen eine erhebliche Bedrohung für christliche Frauen und Mädchen dar, weil sie sie sexuell belästigen und zu einer Heirat zwingen können.
In den vergangenen Jahren haben Entführungen, vor allem von Kirchen- und Gemeindeleitern, zugenommen, um Lösegeld zu erpressen. Da die Regierung weiterhin ganz offiziell leugnet, dass religiöse Verfolgung existiert, können die Grundrechte der Christen
weiterhin ungestraft verletzt werden.
Wie lauten die jüngsten Beispiele von Verfolgung?
- 6. Juli 2022 – In Maraba im Bundesstaat Adamawa griffen bewaffnete Männer das Wohnhaus von Pastor Umaru an. Er und seine Frau wurden verletzt und ihre beiden Söhne (19 und 24 Jahre) getötet. Die Angreifer zogen wieder ab und nahmen die 13-jährige Tochter des Ehepaars mit. Sie wurde 25 Tage später freigelassen.
- 5. Juni 2022 – - Am Pfingstsonntag überfielen Unbekannte die katholische Kirche St. Francis in Owo (im Bundesstaat Ondo). Etwa 50 Gläubige, darunter auch Kinder, wurden hingerichtet. Der Priester sowie andere Anwesende wurden entführt. Bei den Angreifern soll es sich um Fulani-Viehzüchter handeln, die mit den von der Regierung des Bundesstaates erlassenen Einschränkungen unzufrieden waren.
- 12. Mai 2022 – Im Bundesstaat Sokoto wurde die christliche Studentin Deborah Samuel gesteinigt und anschließend verbrannt, nachdem sie eine Sprachnachricht über WhatsApp verschickt hatte. Darin hatte sie gesagt, dass Jesus Christus »der Größte« sei, weil er ihr geholfen hatte, ihr Examen zu bestehen. Dutzende muslimische Studenten empfanden ihren Kommentar als Blasphemie gegenüber dem islamischen Propheten Mohammed; Grund für ihre heftige Reaktion in den sozialen Netzwerken.
Wie hilft Open Doors den Christen in Nigeria?
Open Doors arbeitet vor Ort mit kirchlichen Partnern zusammen und stärkt Christen in Nigeria mit Jüngerschaftstraining, Traumabehandlung, Nothilfe und sozio-ökonomischen Projekten.
Länderprofil herunterladenGott, unser Vater, die Gewalt und Brutalität in Nigeria ist unvorstellbar. Bitte greif ein, um diese bösen Angriffe zu stoppen und arbeite in den Herzen der Kämpfer, um sie vom Hass zu Deiner Liebe zu bekehren. Heile Dein Volk, das durch die Anschläge traumatisiert ist. Gib ihnen neue Hoffnung für die Zukunft und die Mittel, sich finanziell und sozial zu versorgen. Führe einen Wandel in der Regierung herbei, der die Christen schützt, und hilf dem Präsidenten und den Gouverneuren der Bundesstaaten, transparent zu arbeiten, um dauerhafte Lösungen für die sich verschärfende Sicherheitskrise in Nigeria zu finden. Amen.