Nachrichten Irak | 22 November 2018

Irak und Syrien: «Ohne Traumabegleitung geht eine ganze Generation verloren»

Die Kämpfe in Irak und Syrien sind weniger geworden. Die Kameras sind weg. Viele NGOs ebenfalls. Doch Open Doors bleibt und hilft.

 

 
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Die Kämpfe in Irak und Syrien sind weniger geworden. Die Kameras sind weg. Viele NGOs ebenfalls. Doch Open Doors bleibt und hilft.

«Wenn ein Glied leidet, leidet der ganze Leib», zitiert Schwester Annie ein Bibelwort. Am Open Doors-Tag am 17. November in Aarau in der Schweiz gab sie Einblick in das Leiden der Christen in Syrien. «Ich unterrichtete zehn- bis zwölfjährige Kinder. Plötzlich hörten wir, wie eine Kugel ins Dach einschlug», erinnert sich die Ordensschwester. «Ich sagte den Kindern, dass sie vom Fenster wegkommen sollten, da sie sonst von Scharfschützen gesehen werden könnten.» Auch unter diesen Umständen ließen sich die Schüler und Schülerinnen nicht vom Lernen abhalten: «Ich sah, wie vorne im Klassenzimmer ein Kind unter dem Lehrerpult saß und dort an seiner Arbeit weiterschrieb. Dieses kleine Mädchen ist meine persönliche Heldin.»

Damals schlugen viele Bomben in Aleppo, dem Wirkungsgebiet von Schwester Annie, ein. Einmal, als es besonders viele waren, «dachten wir, dass am nächsten Tag niemand zum Gebet kommen würde. Doch die Kirche war voll. Diese Entschlossenheit macht Mut. Wir versuchen den Menschen in unserem Land beizustehen.»

Wir sind nicht nur vor Ort, um zu sagen: «’Jesus hat euch lieb’, sondern: ‘Jesus kümmert sich auch um eure Not.’» Millionen haben Syrien verlassen. Viele Ortschaften sind zerstört. Schwester Annie fügt an: «Es ist eine große Herausforderung, zerstörte Häuser und Städte wieder aufzubauen, aber es ist eine noch viel größere Herausforderung, die Menschen nach den Traumata und den Verlusten, die sie erlitten haben, auf ihrem Weg der inneren Wiederherstellung und Heilung zu begleiten.»

«Wenn wir den Kindern und Jugendlichen nicht helfen, ihre Traumata zu überwinden, geht eine ganze Generation verloren», sagt William*, der den einheimischen Christen im Irak beisteht. «Das ist etwas, das lange dauert. Ein Trauma ist nicht über Nacht weg. Wir müssen noch mehrere Jahre für sie da sein.» Williams Frau Hana* erklärt: «Sie fühlen sich auch sicherer, wenn wir da sind. Außerdem ist es für sie wichtig, weil es ihnen zeigt, dass die Welt da draußen sie nicht vergessen hat.» Das macht ihnen Mut.

In der Gegend, in der William und Hana leben, «sind 80 Prozent der Häuser zerstört. Bevor die Christen zurückkehren können, müssen die Gebäude wieder aufgebaut werden.» Man könne die Menschen nicht einfach ohne Hilfe aus den Flüchtlingslagern zurück nach Hause schicken. Wichtig sei, sie beim Aufbau der Gebäude zu unterstützen. Auch sind viele Fabriken zerstört. Deshalb gelte es, Arbeitsstellen zu schaffen. «Wir versuchen ihnen zu helfen, Klein-Unternehmen zu gründen.»

Abschließend erklärt uns William: «Wir sagen den Christen vor Ort immer wieder, dass wir für sie beten. Sie antworten uns: ‘Das wissen wir, wir spüren es. Wir werden beschützt.’» Der IS ist weg. «Aber beten wir weiter. Denn die großen Herausforderungen beginnen erst. Es geht darum, die traumatischen Erfahrungen zu überwinden und das Land wieder aufzubauen.» Die Christen im Irak brauchen unseren Zuspruch, unsere Gebete und unsere Unterstützung.

*Decknamen

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