Wie sieht die Verfolgung in Tunesien aus?
Die Bevölkerung in Tunesien ist zu 99 Prozent muslimisch. Tunesische Christen haben fast alle einen muslimischen Hintergrund und werden von Familie und Gesellschaft diskriminiert.
Die Konversion vom Islam zu einer anderen Religion ist gesellschaftlich nicht akzeptiert. Wird sie entdeckt, sind christliche Konvertiten Anfeindungen seitens ihrer Familie, Kollegen und Freunde ausgesetzt. In einzelnen Fällen eskaliert die Aggression bis hin zu körperlicher Gewalt. In der Regel finden die Übergriffe hinter verschlossenen Türen statt. In einigen Fällen werden die Christen von ihren Familien ausgestoßen und von ihren Freunden abgelehnt. Zusätzlich können sie ihre Arbeitsstelle verlieren.
Die meisten christlichen Konvertiten können nicht offen Gottesdienst feiern und ziehen es vor, ihren Glauben zu verbergen. Es ist für sie zu gefährlich, ihre neuen Überzeugungen mitzuteilen. Einzelne sind bereit, sich zu Gottesdienst und Gemeinschaft zu versammeln, sind dabei aber sehr vorsichtig. Wenn sie als Teil einer christlichen Versammlung entdeckt werden, riskieren sie, dass ihr Glaube öffentlich gemacht wird, und sie danach der Ächtung ausgesetzt sind. Zusätzlich könnten von den Sicherheitsdiensten überwacht werden.
Die wenigen ausländischen Christen im Land erleben ein relatives Maß an Freiheit, obwohl öffentliche Evangelisation nicht geduldet wird.
Wer ist von der Verfolgung am stärksten betroffen?
Konvertiten zum Christentum sind in Tunesien am stärksten von Verfolgung bedroht. Da der Übertritt vom Islam verboten ist, rechnen sie mit feindseligen Reaktionen ihrer Familien. Das gilt besonders für den Süden, wo die islamische Bevölkerung konservativer ist. Diese Bedrohung verschärft sich zusätzlich durch die Präsenz gewalttätiger islamischer Extremisten, die es auf Christen abgesehen haben.
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Die Gewalt in Tunesien ist nach wie vor sehr hoch, der Druck auf Christen hat im letzten Jahr leicht zugenommen. Im Juli 2022 festigte Präsident Kais Saied seinen De-facto-Putsch durch ein Verfassungsreferendum. Tunesien hat somit wieder eine Ein-Mann-Regierung. Die neue Verfassung ist in Bezug auf die Religions- und Weltanschauungsfreiheit zweideutig. Befürchtungen werden laut, dass die derzeitige starke Überwachung der tunesischen Christen durch die Regierung noch weiter zunehmen wird.
Wie hilft Open Doors den Christen in Tunesien?
Open Doors arbeitet mit lokalen Partnern und Kirchen in Nordafrika zusammen, bietet Leiter- und Jüngerschaftsprogramme, Bibeln und seelsorgerliche Betreuung an und gibt Unterstützung für den Lebensunterhalt.
Wie Sie für Tunesien beten können
Vater Gott, wir beten für unsere Brüder und Schwestern in Tunesien, die ihre Sicherheit riskieren, um Dich zu kennen. Wirke in den Herzen der Tunesier, dass sie Deinem Volk mit Liebe und nicht mit Feindseligkeiten begegnen. Heile Familienbande, die zerbrochen sind. Ermutige Christen, die niedergeschlagen und einsam sind. Bringe sie in Gemeinschaften, die Ermutigung und Fürsorge spenden. Sorge dafür, dass die Gläubigen im Geheimen sicher zusammenkommen können. Amen.