Nachrichten Vietnam | 31 Dezember 2019

VIETNAM: Doppelt benachteiligt – wegen eines fremden Gottes

Als Vietnam in den 70er-Jahren ein kommunistischer Staat wurde, wurden religiöse Praktiken verboten, Gläubige inhaftiert und Bibeln wurden rar. Heute ist die Verfolgung immer subtiler, in den Stammesgebieten des zentralen Hochlandes und im Norden jedoch immer noch weit verbreitet.

 

 
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Als Vietnam in den 70er-Jahren ein kommunistischer Staat wurde, wurden religiöse Praktiken verboten, Gläubige inhaftiert und Bibeln wurden rar. Heute ist die Verfolgung immer subtiler, in den Stammesgebieten des zentralen Hochlandes und im Norden jedoch immer noch weit verbreitet. Open Doors stärkt die verfolgte Kirche in Vietnam seit den späten 80er-Jahren. Die Herausforderungen, mit denen Christen in den Gebieten mit starker Verfolgung konfrontiert sind, sind vielfältig.

Ein älterer Christ erinnert sich, wie er als jüngerer Mann an einem Wettbewerb teilnahm, um eine Bibel für seine Mutter zu gewinnen. «Sie liebte die Bibel und es bereitete ihr grossen Kummer, dass es in der Untergrundkirche, die wir besuchten, nur eine Handvoll davon gab.»

Bibeln sind heute wieder leicht erhältlich. Dennoch sind Christen immer noch mit starken Einschränkungen durch die Regierung konfrontiert, und Gläubige aus ländlichen Gebieten erleben oft auch durch ihre Familien und Nachbarn Diskriminierung und Gewalt.

Vuong* (im Bild) verlor alles, als er Christ wurde. Einst Mitglied der Kommunistischen Partei, verlor er, als er Christ wurde, seine Mitgliedschaft in der Partei, seinen Job, sein Ansehen in der Gemeinschaft und er wurde von seinen Nachbarn ständig schikaniert.

Mehrere Jahre lang blieb er im Dorf. «Ich dachte, wenn ich bleibe, könnte ich das Evangelium mit anderen teilen», sagt er. Erst als sein Haus in Brand gesetzt wurde, war Vuong gezwungen, das Dorf zu verlassen.
Eine fremde Religion
Viele lokale kommunistische Behörden engagieren Schläger, um Christen zu verprügeln, ihr Eigentum zu zerstören und sie vom Ausüben ihres Glaubens abzuhalten. Weil das Christentum als «fremde Religion» mit Argwohn betrachtet wird. Die katholische Kirche (über 80 % der 8,5 Millionen Christen Vietnams) wird mit dem französischen Kolonialismus und natürlich mit dem Vatikan in Verbindung gebracht, während die protestantischen Denominationen als amerikanisch angesehen werden – und Amerika gilt seit dem Vietnamkrieg noch immer als Feind.

Pastor Thang*, ein Gemeindeleiter in Zentralvietnam, erklärt: «Die Regierung denkt, dass wir für die Amerikaner arbeiten.»

Als sich die Nachricht über Vuongs christlichen Glauben verbreitete, kürzte die Schule die Stipendien seiner zwei Kinder für zwei Jahre. Die Familie wurde dafür schikaniert, «Amerikaner» zu sein. «Meine Kinder hatten grosse Angst. Ihre Freunde belästigten und verspotteten sie und sagten: ‹Warum geht ihr hier zur Schule? Geht auf eine amerikanische Schule!›».

Doppelt benachteiligt
Eine weitere Herausforderung für viele vietnamesische Christen ist, dass sie gleich doppelt verwundbar sind – weil sie Christen sind und einer ethnischen Minderheit angehören. Viele der ethnischen Minderheiten im zentralen Hochland und im Norden kämpften im Krieg an der Seite der Amerikaner. Einige dieser Gruppen wünschen sich mehr Autonomie, also betrachtet die Regierung sie als Unruhestifter. Etwa zwei Drittel der ca. 1,5 Millionen protestantischen Christen in Vietnam stammen aus ethnischen Minderheiten.

Pastor Chai* aus der ethnischen Minderheit der Hmong wurde letztes Jahr mit 50 Bibeln in der Sprache der Hmong aufgegriffen, bei denen nicht klar war, wo sie gedruckt wurden. Da dies illegal ist, erhielt er eine sehr hohe Geldbusse. Theoretisch hat die vietnamesische Regierung die Herausgabe vietnamesischer und anderer ethnischer Bibeln wie die der Hmong genehmigt. Chai wurde vermutlich aber dennoch bestraft, weil er Hmong und Christ ist.

Abwendung vom Ahnenkult
Christen aus ethnischen Minderheiten werden auch in ihrer Gemeinschaft verfolgt, weil sie ihren traditionellen Glauben – oft eine Form von Animismus oder Ahnen­kult – verlassen haben.

Choj* (im Bild) ist ebenfalls aus dem Stamm der Hmong. Wie es in seinem Dorf üblich ist, opferte er den Göttern früher Schweine und Hühner. Aber als seine Tochter erkrankte, wurde sie nicht durch Tieropfer, sondern durch die Gebete eines Pastors geheilt. Choj erinnert sich: «Ich dachte: ‚Das muss Gott sein.‘ Ich entschied mich, Christus nachzufolgen.»
Er erzählte seiner Familie, was passiert war. «Meine Brüder freuten sich sehr und wollten für mich einen Altar bauen, um unsere Ahnen anzubeten. Als ich ablehnte, wollten sie mich aus dem Dorf verbannen. Sogar die Polizei und lokale Behörden sagten mir, ich solle wieder unsere Ahnen anbeten. Ich antwortete, dass ich Jesus angenommen hatte und nicht mehr zurückkehren würde.»
In den Augen seiner Brüder hatte er sich gegen die Familie gewandt. Daraufhin zerstörten seine Verwandten sein Haus. In all dem blieb Choj relativ ruhig. «Ich konnte nur an Jesus denken. Ich wusste, dass Gott mir eines Tages ein neues Haus geben würde.» Als er sich jedoch bewusst wurde, wie gefährlich die Situation ist, floh er mit seiner Familie zu seinen Schwie­ger­eltern.

Wie Choj sind die meisten Stammesgläubigen Analphabeten und haben keinen Zugang zu relevantem Material zum Thema Nachfolge. Es ist eine Priorität von Open Doors, dem durch unsere Projekte in Vietnam entgegenzuwirken.

Standhaft im Glauben
Die Unterstützung und Gebete ihrer weltweiten Glaubensfamilie helfen den vietnamesischen Christen, angesichts der heftigen Verfolgung standhaft zu bleiben. Die Galilee Bible School ist ein mobiler, von Open Doors geleiteter Ausbildungskurs in den Gebieten mit sehr starker Verfolgung im Norden und dem zentralen Hochland. Ziel ist es, Stammesgläubige wie Vuong auszurüsten, damit sie in Christus stark bleiben.Vuong schloss 2018 an der Galilee Bible School einen Kurs zum Leben Jesu ab. «Die Galilee Bible School hat mir sehr geholfen. Früher glaubte ich an Omen und war verbittert. Jetzt kann ich anderen vergeben, besonders jenen, die mich verfolgt haben. Hätte ich die Galilee Bible School nicht besucht, hätte ich kein tieferes Verständnis von Gottes Wort erhalten.»
Hoffnungen und Träume
Obwohl Vuong gezwungen war, sein Dorf zu verlassen, träumt er noch immer davon, dass seine ehemaligen Freunde und Nachbarn zum Glauben an Jesus finden. «Ich habe einen Traum, dass eines Tages viele Menschen in meinem Dorf Christen werden.»

Die starke Verfolgung hat den Wunsch der vietnamesischen Christen, andere mit dem Evangelium zu erreichen, nicht getrübt. Pastor Thang sagt: «Meine Hoffnung für Vietnam ist, dass Gott dem Land seine Liebe und Gnade zeigt, die Menschen dies sehen und Jesus als ihren Retter annehmen.» Der Traum von Open Doors ist es, dass die Kirche inmitten der Verfolgung vereint ist, in ihrer Liebe zu Jesus wächst, ihn noch besser kennenlernt und sein Licht hell leuchten lässt.Beten wir gemeinsam, dass diese Hoffnungen und Träume in Vietnam bald Wirklichkeit werden? /

*Namen geändert

Magazin Jänner 2020 – Auszug


» Galilee Bible School

Diese mobile, von Open Doors geleitete Untergrund-Bibelschule bildet Pastoren aus, die in Stammesgemeinschaften dienen, die von den Behörden im zentralen Hochland und im Norden Vietnams streng überwacht werden. In einer Stadt in einer formellen Einrichtung zu studieren stellt ein grosses Sicherheitsrisiko dar, also bringt Open Doors die Bibelschule mithilfe unserer lokalen Partner zu ihnen. Dies ist eine gute Alternative in den Gebieten, in denen die Gemeinden im Wald oder an sehr abgelegenen Orten liegen, die nur mit einem Motorrad erreichbar sind. /


 

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